Pumpwerk und Stadthalle Wilhelmshaven

Auslober/ Bauherr:  Stadt Wilhelmshaven
Umsetzung:         Januar 2024
Verfahren:         nichtoffener hochbaulich-freiraumplanerischer Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren

 

Städtebau

Durch das Abrücken des Neubaus von der Straßenkante und die Platzierung an der nördlichen Seite des Grundstückes wird das gesamte Areal neu strukturiert. Es entstehen verschiedene öffentliche und halböffentliche Freiflächen, die ein vielfältiges Angebot bieten. Der Neubau liegt, der Stadt zugewandt, direkt am Wasser und bildet eine eindeutige Adresse zur Jade-Allee. Auf Grund der Gebäudehöhe und der raumgreifenden Dachform ist das Gebäude bereits von Weitem zu erkennen ohne die umgebende Bebauung zu bedrängen. Ein großzügiger Vorplatz zwischen den beiden Gebäuden mit hoher Aufenthaltsqualität bildet das Herz des gesamten Areals.

 

Stadthalle

Die Stadthalle wird barrierefrei direkt von der Jade-Allee über einen großzügigen Vorplatz erschlossen. Der Jade-Platz ist die repräsentative Adresse der Stadthalle.

An der Wasserseite des Platzes liegt das Café und Restaurant mit großer Terrasse. Darüber befindet sich der Seminarbereich. Diese Bereiche erhalten einen separaten Eingang und können mit dem Foyer verbunden oder unabhängig vom Veranstaltungshaus betrieben werden.Der Haupteingang führt in eine Vorzone / Windfang, in der die Kasse liegt. Sie ist erreichbar auch wenn das Haus geschlossen ist. Angegliedert ist hier auch die Verwaltung.

Lageplan

 

Freiflächen

Das vorhandene Gelände mit den verschiedenen Geländeniveaus ermöglicht ein differenziertes Nutzungsangebot auch außerhalb der Gebäude. Die Stadthalle liegt mit dem Eingangsniveau leicht über Straßenebene. Das untere Foyer liegt auf der Eingangsebene des Pumpwerks. Ein großzügiges Dach ermöglicht die Verbindung der beiden Häuser und bildet den Rücken des Kulturforums, das für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden kann. Gleichzeitig dient dieser als Vorplatz und Filter zur Festivalwiese. Das Pumpwerk wird seiner Bedeutung entsprechend in Szene setzt. Die Freiflächen an der Jade-Allee haben öffentlichen, städtischen Charakter, der westliche Teil bleibt landschaftlich geprägt. Der natürliche Geländeverlauf wird in die Planung integriert. Die Außengastronomie orientiert sich zum Jade-Platz und zum Wasser. Die Bäume bleiben erhalten, das Sportfeld wird um weitere Spiel- und Sportmöglichkeiten erweitert und etwas näher am Kanal platziert.

 

Pumpwerk

Ein neuer Eingangsbereich zum Kulturforum hin schafft eine neue Adresse, die Anlieferung erfolgt südlich vom Banter Deich. Der Saal im Pumpwerk soll erhalten bleiben - Der Technikbereich entfällt weitgehend, da das Pumpwerk an die neue Heizzentrale der Stadthalle angeschlossen wird. Dadurch kann die Rettungswegesituation vereinfach und zusätzliche Fläche zur Verfügung gestellt werden. Die Außentreppe kann entfallen und die Nordfassade des Pumpwerks in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Bei der vorgesehenen Erweiterung wird die Struktur vereinfacht. Der Service kann, je nach Veranstaltung, nach Innen und / oder Außen gerichtet werden.Das Gebäude soll für unterschiedlichste Szenarien funktionieren: reiner Betreib der Gastronomie, die Sanitärbereiche sind auch für Open-Air-Veranstaltungen nutzbar. Das klar strukturierte Foyer dient als Verteiler und Treffpunkt. Pumpwerk: Die ergänzenden Gebäudeteile sollen sich gegenüber den bestehenden Gebäudeteile zurückhalten und trotzdem abgrenzen. Eine klare, begrünte Dachfläche verbindet Neubau und Bestand und füllt die Lücken zwischen den vorhandenen Gebäudeteilen.

 

Erdgeschoss

Das Foyer umfließt den Saal von mehreren Seiten auf unterschiedlichen Ebenen und schafft so verschiedene Perspektiven und Szenarien. Je nach Saalnutzung werden die Besucherströme über mehrere Zugänge zum Veranstaltungsraum geführt. Das Foyer ist Flaniermeile, Pausentreff und ebenfalls Veranstaltungsraum. Über den Verwaltungstrakt liegt eine Bar / Veranstaltungsfläche mit einer vorgelagerten Terrasse mit Blick auf den Jade-Platz. Das Restaurant ist vom Foyer aus erreichbar. Es gibt mehrere Snack-Stationen.

Atmosphäre und Gestaltung

Die Transparenz der Hauptfassade ermöglicht vielfältige Ausblicke. Wenn das Foyer erleuchtet ist, reicht der Blick bis an die schwellenlos erreichbare Saalwand. Die Verschmelzung von Innen- und Außenräumen, Bestand und Neubau, sowie Stadtplatz und Landschaft regen die Fantasie an und strahlen auch über den Standort hinaus. Die Aneignung durch das Publikum ist Programm.

 

Der Saal wird als das Haus bestimmende Volumen, so weit wie möglich erkennbar freigestellt. Je nach Besucherzahl und Anlass kann er in Größe und Ausrichtung variiert werden. Die Saalhülle wird mehrschalig ausgeführt. Der Hohlraum wird für Technik, Wartung und zur Erschließung genutzt. Die Konstruktion dient auch der Optimierung der Akustik.

Als Bankett-Saal ist er auf Parkettniveau eben. Erreichbar über die untere Foyerebene oder über die Verbindungstreppen in der hinteren Saalwand. Als Theater-Saal mit ansteigendem Gestühl, je zwei Sitzreihen liegen auf einem Hubpodest, wird er direkt vom Hauptfoyer und dem unteren Foyer eben erschlossen. Die Hubpodeste können auch mit Tischreihen als parlamentarische Organisation möbliert werden. Durch die Saal-Teilung gliedert sich der Raum in einen unteren Saal mit Bühne auf der Pakettebene und einen oberen Saal auf dem Niveau des Hauptfoyers. Dieser kann auch mit ansteigendem Gestühl für Vorträge oder als Kino genutzt werden.Bühnenhaus und Servicebereiche sind komplett von den Bereichen der Besucher getrennt. Der Orchestergraben vor der Bühne kann mittels Hubpodesten geschlossen werden. Die Bühne wird seitlich von der Nebenbühne und den Künstlerbereichen flankiert. Der Schnürboden oberhalb der Bühne wird mit der Trägerhöhe des Daches kombiniert. Er kann über die beiden Bühnentreppenhäuser erreicht werden. Auch eine Beleuchtungsbrücke über dem Saal kann von einem Treppenhaus erreicht werden. Eine Untermaschine kann eingebaut werden. Die Hinterbühne wird auch die Öffnung der Rückwand zur Aussenbühne. Dadurch kann die Infrastruktur des Hauses auch für Festivalveranstaltungen genutzt werden. Die Anlieferung erfolgt über den westlichen Grundstücksteil. Das Gebäude kann direkt angefahren und über eine Rampe beliefert werden. Dort können auch Sattelzüge parken. Die Zentralküche kann die „Dauergastronomie“ und das Foyer direkt bedienen. Über mehrere Ausgabetheken können die verschiedenen Saalebene erreicht werden.

 

Süd

1.OG

Material und Konstruktion

Die sichtbaren Materialien werden auf ein Minimum reduziert um die außergewöhnliche Geometrie zu unterstreichen. Die Dachflächen schichten sich als metallene, weiße Segel über das Gebäude. Auch die Decken im Inneren sind weiß und reflektieren das Licht. Der Klinkerbelag des Jade-Platzes führt in das Hauptfoyer und die Treppen bis ins untere Foyer und verbindet Stadthalle und Pumpwerk, Aussen- und Innenraum. Der Saal bildet als geschlossener Körper mit dunklem Holz verkleidet den Kern der Stadthalle. Die Stahl-Glas-Fassade ermöglicht schlanke Profile. Die auskragenden Dächer bilden zusammen mit Beschichtungen der Gläser den Sonnenschutz, auf bewegliche Teile wird verzichtet. Das Tragwerk wird den Brandschutz- und Schallschutzanforderungen folgend als schlanke Stahlbetonkonstruktion vorgesehen. Soweit wie möglich kann Recycling-Beton eingesetzt werden. Sämtliche erdberührten Bauteile werden als weiße Wanne ausgeführt. Die sehr flexiblen Raumnutzungen und robuste Oberflächen dienen einer langen Nutzungsdauer. Zugängliche Technik und Reparaturfreundlichkeit führt neben der intelligenten Gebäudetechnik zu einem nachhaltigen Gebäudebetrieb. Klare, einfache technische Lösungen lassen wirtschaftliche Ergebnisse erwarten. Die konstruktive und technische Ausführung erlaubt die Zertifizierung nach EH 40 QNG / BNB o.ä.