Sanierung Friedensschule Waiblingen

Auslober/ Bauherr: Stadt Waiblingen
Umsetzung:         22.05.2023
Verfahren:         Verhandlungsverfahren mit Lösungsvorschlag

Unsere Idee

Städtebauliche Einbindung

Das Gebäude steht als Teil des Schulkomplexes Friedensschule am Sörenbergweg und der Ringstraße. Durch die Schulanlage selber erst in zweiter Reihe erreichbar ist der tiefer liegende Schulhof als geschützter Freibereich eine der großen Qualitäten des Gebäudes. Der Baukörper selber reiht sich in Volumen und Ausrichtung in die umgebende Bebauung der anderen Schulgebäude ein. Die Mensa als direkter Nachbar schafft im oberen, nördlichen Grundstücksteil einen zweiten Außenbereich, der aber vorrangig der Erschließung der Gebäude und weniger dem Aufenthalt dient. Der bestehende Baukörper soll im Bereich des Musiksaals um einen Anbau erweitert werden, der sich der vorhandenen Struktur anpasst. Der obere Eingangsbereich wird mehr der Mensa zugeordnet, der nördliche Hof in seiner Funktionalität (Anlieferung der Heizung, Erschließungs- und Grünfläche) beibehalten. Durch einen reduzierten Eingriff und eine Ergänzung, die der vorhandenen Gebäudestruktur folgt, wird mit Fingerspitzengefühl auf die örtliche Situation reagiert. Die Identifikation mit der Schule bleibt bestehen.

Planungsziele

Ziel der Planungsskizze ist die Schaffung eines zeitgemäßen Verwaltungsbereiches für die Schule und der Erhalt des Musiksaales, der einen wesentlichen Beitrag zur Identifikation der Schule darstellt, sowie die nötigen Ausweichmöglichkeiten für eine zeitgemäße Pädagogik. Das Gebäude soll nach der Sanierung auch für zukünftige Veränderungen in der Pädagogik geeignet und flexibel nutzbar sein.

Es sollen möglichst alle Flächen pädagogisch nutzbar sein. Brandschutzanforderungen müssen so umgesetzt werden, dass alle Bereiche aktiv in den Unterricht einbezogen werden können und Türen je nach Anforderung offen oder geschlossen bleiben können. Zwischen Klassen- und Differenzierungsräumen sollten Türen und Sichtverbindungen (Türen, Fenster) zur Aufsicht von Gruppen vorhanden sein. Ein weiteres Ziel ist die Umsetzung eines zeitgemäßen Energiestandards, der den Anforderungen an einen nachhaltigen Gebäudeunterhalt gerecht wird.

Zusätzliche Maßnahmen müssen immer einen Mehrwert bringen, auf verschiedenen Ebenen sinnvoll sein und Synergieeffekte erzeugen. Das alles soll durch den Einsatz von nachhaltigen Materialien und zeitgemäßen Techniken in einem sinnvollen, der Aufgabe entsprechenden Maß erreicht werden. Und nicht zuletzt soll Schule Spaß machen. Der Lebensraum Schule soll der Schulgemeinschaft eine angenehme und anregende Umgebung bieten, der sowohl funktional als auch atmosphärisch den Rahmen für Lehr- und Lerninhalt, für Konzentration und Spiel bildet.

 
 

Erschließung

Die Erschließung bleibt im Wesentlichen wie im Bestand. Der Haupteingang liegt nach wie vor im Süden mit Zugang zum Pausenhof - hier werden die größten Schülerbewegungen sein. Es wird einen zweiten Zugang direkt zur Mensa geben, der über die bestehenden Laubengänge gekennzeichnet ist. So ergeben sich kurze Wege zum Mittagessen, zur Verwaltung und ein direkter Zugang zum Musiksaal, der damit auch extern genutzt werden kann.

Organisation

Der Baukörper des Musiksaals wird nach Westen erweitert. Die Dachform der Erweiterung folgt dem bestehenden Dach. Dadurch kann ein zweigeschossiger Verwaltungsbaustein mit den für Büros optimierten Gebäudetiefen ergänzt werden. Es wird das Notwendige ergänzt, der Umbau des Bestandes in diesem Bereich ist damit nicht mehr erforderlich. In den neuen Baukörper wird auch der Aufzug integriert. Die Grundstruktur des Gebäudes wird beibehalten, dadurch sind die vorgesehenen Maßnahmen weniger komplex und zügig umzusetzen.

Der Bereich der Hackschnitzelanlieferung und der Heizungsanlage bleiben unberührt - da das Nahwärmenetz die gesamte Schule versorgt, soll hier so wenig wie möglich gemacht werden. Die Unterrichtsräume werden wie in der Vorstudie vorgesehen, erhalten. Die Klassenzimmer reihen sich entlang eines langen Flures, an dessen Ende Sonderräume, wie Differenzierungs- oder Besprechungsräume liegen.

Besonders wichtig ist hier die Aktivierung der Flurzone. Nach dem vorliegenden Brandschutzkonzept müssen die Türen zum Flur dicht- und selbstschließend sein - eine Integration der Flurflächen in einen offenen Unterricht ist so nicht möglich. Die Erschließungszone wird als Treppenhalle eingestuft. Für die Schule bedeutet dies eine starke Einschränkung der Nutzungsmöglichkeiten. Wir schlagen daher eine Umkehrung des ersten und zweiten Rettungsweges vor. Die Entfluchtung der oberen Ebenen soll direkt über die Fassade und einen Fluchtbalkon nach außen erfolgen.

 

Fluchtbalkone an der Südfassade

Da in der vorhandenen Fassadenstruktur an der Südfassade bereits jedes zweite Klassenzimmer ein bodentiefes Fenster hat und die Brüstungen augenscheinlich nicht tragend sind, kann eine Ergänzung mit überschaubarem Aufwand erfolgen. Dementsprechend wäre dies ein Arbeiten mit und nicht gegen das Gebäude.

Die Herstellung von Bypasstüren in tragenden Wänden ist recht aufwändig - die komplette Ausrichtung der Klassenraumes verschiebt sich unter Umständen aus der Achse, die Möblierung wird erschwert und es fehlt am Ende wichtige nutzbare Fläche. Auf die Ertüchtigung der Innentüren kann verzichtet werden bzw es können zum Flur Türen ohne Anforderung eingebaut werden, die von GrundschülerInnen auch ohne Einschränkung begangen werden können.

Es kann lediglich eine Einteilung in Rauchabschnitte erforderlich werden, was über einzelne Brandschutzelemente möglich wäre. Es entstehen „Nutzungsbereiche“ mit genehmigungsfähigen Größen. Durch diese Maßnahme findet ebenfalls eine Vereinfachung der Installationen statt. Innerhalb der Nutzungsbereich bestehen keine Restriktionen für Wände, Türen und Installationen.

Der Steg wird als Stahlkonstruktion auf eigenem Fundament vor die Fassade gestellt, bzw über Konsolen mit dem Gebäude verbunden. Durch Kosteneinsparungen beim Verzicht auf die Bypasstüren, reduzierte Anforderungen an die Innentüren und weniger Ertüchtigungsmaßnahmen an Installationen und den baulichen Sonnenschutz können die erforderlichen Baukosten für diese Konstruktion zum Großteil kompensiert werden.

Der Steg erfüllt neben der Rettungswegsituation weitere Funktionen:

  • Vereinfachter Unterhalt, da eine Fensterreinigung direkt vom Steg aus möglich ist.

  • Wegfall von mechanischen Sonnenschutzmaßnahmen, da der Steg als feststehender Sonnenschutz und Blendungsfilter funktioniert. Lediglich ein Blendschutz auf der Innenseite der Fenster kann erforderlich werden.

  • Reduzierung der Öffnungsflügel je Klassenraum auf eine Türe und ein Fenster.

  • Integration von Nachhaltigkeitsaspekten durch eine mögliche Begrünung (passiv als Rankgerüst von unten oder aktiv durch begrünte Brüstungselemente)

 

Fassade

Die vorhandenen Fassade wird gedämmt und mit einer großformatigen, hinterlüfteten Faserzement-bekleidung versehen. Dadurch erhält das Gebäude eine ruhige, moderne Gestaltung. Im Bestand sind die Türen zu den einzelnen Unterrichtsräumen in unterschiedlichen Farben gestaltet. Dieses Motiv haben wir aufgenommen. Jeder Raum erhält eine eigene Farbe, die sich in der Türe, den Möbeln und auch den Fensterprofilen und Laibungen ausbildet. Dadurch wird das kindlich- spielerische einer Grundschule symbolisiert und die Identifikation der Nutzer gestärkt.

Das Dach bleibt in seiner behütenden, ruhigen Struktur erhalten, der Übergang an die durch die Dämmung tiefere Fassade mit einer Metallbekleidung ergänzt. Die Südfassade wird durch die horizontale Struktur des Steges geprägt - auch hier zeigen sich die unterschiedlichen Farben und die Faserzementbekleidung, der Steg wird mit Holzlamellen versehen. Die grüne Umgebung des Pausenhofes wird durch eine Begrünung der Stahlstruktur aufgenommen.

Haustechnikkonzept

Die Unterrichtsräume werden mit Lüftungsgeräten versehen, die in der Fassadendämmung integriert werden können. Diese Lösung reduziert Leitungswege und ermöglicht eine flexiblere Steuerung der Bereiche. Eine Nachtauskühlung ist mit diesen Geräten ebenfalls möglich. Das Gebäude kann entsprechend der Vorgaben gemäß GEG oder besser konzipert werden. Dementsprechend soll die Temperierung des Gebäudes über eine Flächenheizung, z.B. Deckenstrahlheizung mit niedrigen Vorlauftemperaturen umgesetzt werden. Eine Anbindung an die vorhandene Heizzentrale ist gegeben. Heizkörper im Bereich der Brüstung werden weitgehend entbehrlich. Die nutzbare Raumfläche in den Klassenräumen wird größer. Die Dachfläche ist bereits mit PV-Flächen belegt, es ist zu prüfen, ob diese Flächen vergrößert und zur Deckung des Eigenstrombedarfs beitragen können.

Die Elektroinstallationen werden in den Unterrichtsräumen in einer Trasse geführt - jeder Raum bekommt eine eigene „Mediensäule“. Hier ist ein kleiner Unterverteiler und alle Bedienelemente für den Raum integriert. So können Nachinstallationen gebündelt und für die LehrerInnen nutzergerecht eingesetzt werden. Das Selbe gilt für die Installationen der Waschbecken in den Klassenräumen. So kann die Haustechnik auf einzelne Bereich reduziert werden und eine klare Installationssystematik den Bauablauf vereinfachen und beschleunigen.

Die LED-Beleuchtung wird tageslichtabhängig und über Präsenzmelder gesteuert. Eine entsprechende Regeltechnik stimmt die verschiedenen Funktionen aufeinander ab. Die Ausstattung erfolgt nach den für Schulen üblichen Standards.

 
 

Nachhaltigkeit

Ein hoher Dämmwert der Fassade, hochwertige Holz-Aluminiumfester mit Sonnenschutzverglasung und hohe Wärmerückgewinnung der Lüftungsgeräte sorgen für einen niedrigen Energieverbrauch. Es werden nur Materialien verwendet, die die Anforderungen an ihre Funktion voll erfüllen. Bei Gebäudeklasse 3 kann zum Beispiel mit einer Holzfaserdämmung gearbeitet werden, eine hinterlüftete Fassade ist auch im Sinne der Rückbaufähigkeit zu empfehlen.

Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur der Einsatz von Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen sondern auch der maßvolle Umgang damit. Wenn wir Ressourcen sparen wollen müssen wir jede Entscheidung im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit bewerten und uns fragen „geht es auch einfacher?“ Aus unserer Sicht tragen die Reduzierung der Maßnahmen, die Flexibilisierung der Nutzung und ein möglichst geringer Pflege- und Reparaturaufwand wesentlich zur Nachhaltigkeit, bzw. zur Reduzierung der Lebenshaltungskosten von Gebäudes bei.

 

Logistik

Da die Schule im laufenden Betrieb saniert werden soll, wird bereits vorab ein belastbares Baustellen-Logistikkonzept erstellt. Aus unserer Sicht wäre 1. Schritt, die komplette Sanierung der Gebäudehülle. Der 2. Schritt zwei wären dann die Umbau- und Sanierungsarbeiten im Inneren. Sie können geschossweise umgesetzt werden, wie im Vorkonzept vorgeschlagen. Da dann der Steg bereits mit der Fassadensanierung erstellt wird, können einzelne Bereiche der Schule während dessen in Betrieb bleiben. Der Anbau wird mit der Fassade erstellt. Anschließend ergeben sich dort weitere Ausweichflächen.