Bildungscampus Weiherbach - Aichtal

Auslober/ Bauherr:  Stadt Aichtal
Umsetzung:         Februar 2024
Verfahren:         Nicht offener Wettbewerb

Kooperation / Entwurf: Botzian Architektur

 

Städtebauliche Einbindung / Bildungscampus

Im Zusammenspiel mit den Bestandsgebäuden ergänzt der neue, an die Stelle des Bauteil C getretene, Baukörper den Bildungscampus und reagiert in die Kubatur und Geometrie auf die umgebende Bebauung. Kita, Aula und Bibliothek sind differenziert auf diesen Baukörper verteilt. Zum Schulhof zeigt dieser sich 3- geschossig, zur angrenzenden Wohnbebauung nach Norden und Westen in einzelne Geschosse gestaffelt. Der Neubau des Bildungscampus fügt sich elegant und selbstverständlich in das bestehende Umfeld ein. Er nimmt bestehende Höhen der Schule auf und hält wo möglich respektvollen und wohltuenden Abstand zur umgebenden Bebauung. Gleichzeitig wird die besondere Nutzung des Neubaus durch die Alleinstellung unterstrichen, er ist im Ortsgefüge klar zu erkennen und erfüllt den Wunsch des Auslobers nach einem offenen und das Umfeld aufwertenden Gebäudes in sehr guter Weise. Die Geschossigkeit des Baukörpers wird dem Umfeld angepasst und zeigt ein städtebaulich angemessenes Volumen.

Zwischen den Bestandsgebäuden und dem Neubau wird durch das Aufgreifen der Gebäudekanten die Platzsituation gestärkt. Alle Haupteingänge orientieren sich zu diesem Platz. Es entsteht ein neues Zentrum und eine eindeutige Adressbildung der unterschiedlichen Nutzungen.

Innere Funktion / Räumliche Qualität

Durch die Gestaltung der Grundrisse werden der jeweiligen Nutzung adäquate Räume bzw. Strukturen ausgebildet. Die Neubauten sind zeitgemäß und offen gestaltet.

Grundschule

Die Bestandsräume und Strukturen werden in den Bauteilen A und B im Wesentlichen übernommen und mit gezielten kleineren Anpassungen aufgewertet und ertüchtigt. Der Hauptzugang erfolgt über ein großzügiges Foyer, die bisherige Erschließungssituation wird neu sortiert und mit einer offenen Treppe mit Aufzug ausgestattet. So wird auch Bauteil A barrierefrei erschlossen. Der Info- und Technikbereich der Schule ist im Erdgeschoss des Bauteils B platziert und um eine neue Mitte, das Lernzentrum gruppiert. Die Klassenräume verteilen sich jahrgangsweise mit jeweils zugeordneten Differenzierungsräumen auf die Geschosse in Bauteil A und B. Die Lehrer- und Verwaltungsbereiche bleiben in wie bisher im 1. Obergeschoss.

Aula

Die Aula bildet das Bindeglied zwischen der Grundschule und Kindertagesstätte und öffnet sich, im Erdgeschoss platziert, zum neuen Eingangsplatz. Sowohl Grundschule als auch Kita können über eigene Eingänge auf die Aula zugreifen, auch eine externe Nutzung ist möglich.

Bibliothek

Die Bibliothek und ihre Nebenräume sind gut belichtet im 1. Obergeschoss des Neubaus angeordnet. Oberhalb der Aula und im direkten Anschluss an die Grundschule ist sie barrierefrei erreichbar. Als externer Nutzer gelangt man über das direkt angeschlossene Treppenhaus in die Bibliothek. Alle Nebenräume werden gemäß Auslobung nachgewiesen.

Vereine

Alle Lagerräume der Vereine befinden sich im Untergeschoss. Die Geschäftsstellen und der Multifunktionsraum sind an prominenter Stelle im 2. Obergeschoss angeordnet, ebenso die Teeküche und das Aktenlager. Die Erschließung erfolgt von Norden über Treppenhaus und Aufzug.

Lageplan

Kita

Krippe und Kindergarten liegen jeweils auf einem eigenen Geschoss und bieten so ideale Möglichkeiten zur Umsetzung von teiloffenen und offenen Konzepten. Die Gruppen und deren Nebenräume sind jeweils über Eck belichtet und miteinander verzahnt. Der Kindergarten liegt im Erdgeschoss, die Krippe im ersten Obergeschoss. Die Freiflächen sind dem jeweiligen Geschoss zugeordnet. Die Personalräume sind im obersten Geschoss verortet. Das Grundrisslayout erzeugt freundliche, abwechslungsreiche und identitätsstiftende Räume. Die Gebäudetiefe wird über Dach-Oberlichter mit Tageslicht versorgt.

Materialien

Die Materialwahl des Bildungscampus berücksichtigt vor allem heimische und nachhaltige Materialien. Die Umsetzung des Cradle-to-cradle Prinzips wird angestrebt. Im Außen - und Innenraum werden vorrangig Holzoberflächen und -Materialien eingesetzt, durch die Trennung von Schichten und Konstruktionen ist ein ökologischer Kreislauf der Bauteile gewährleistet. Die aus dem Abbruch des Bauteil C gewonnenen Betonrecyclingstoffe werden als Unterbau wiederverwendet.

 

Erdgeschoss

Brandschutz

Alle Räume sind entsprechend den brandschutzrechtlichen Anforderungen entfluchtbar. Die Aufteilung der Grundschule in Nutzungseinheiten von ca. 400 qm mit jeweils angegliedertem Treppenhaus ermöglicht eine einfache Entfluchtung des Gebäudes. Aus Sicht des Brandschutzes ergibt sich eine klare Einteilung, die innerhalb der Nutzungseinheiten maximale Flexibilität bietet. Es gibt keine notwendigen Flure im Gebäude, die Bewegungsflächen werden pädagogisch nutzbar. Der erste Rettungsweg führt über ein notwendiges Treppenhaus nach draußen, der zweite Rettungsweg in die angrenzende Nutzungseinheit.

Im Kindergarten bzw. Krippe werden alle Gruppenräume direkt nach außen entfluchtet bzw. über die Dachflächen und außenliegende Treppen geführt. Weitere bauliche Brandschutzanforderungen werden entsprechend den geltenden gesetzlichen Bestimmungen harmlos umgesetzt.

Wirtschaftlichkeit und Energiekonzept

Durch die Ausbildung eines kompakten Baukörpers werden Wärmeverluste und -Gewinne optimiert, es entsteht ein Gebäude mit sehr hoher Wirtschaftlichkeit und großer Nachhaltigkeit.
Durch die Anordnung der Fensterflächen ist eine Querlüftung überall möglich. Die erforderliche Haustechnik ist durch eine sparsame intelligente Heizungs- und Lüftungsanlage auf einem vernünftigen, wirtschaftlichen Niveau und deckt alle Erfordernisse der NutzerInnen ab. Eine Niedrigtemperaturheizung, die mit Hilfe von Wärmepumpen und Photovoltaik betrieben wird, versorgt die vorgesehene Fußbodenheizung/kühlung. Die Deckenflächen werden akustisch wirksam aktiviert und ermöglichen den Einbau einer zeitgemäßen LED- Beleuchtung.

Außenanlagen

Die Außenanlagen von Kita und Grundschule sind klar voneinander getrennt und unterschiedlich gestaltet. Der Eingangsplatz zwischen Schule und Kita bildet als zentrales Element Sammelpunkt und Verteiler. Die bestehenden Bäume und das Spielgerät werden erhalten. Die Funktionalität ist somit gegeben. Ergänzende Maßnahmen werden vom zur Verfügung stehenden Budget abhängig gemacht.
Die Spielflächen des Kindergartens liegen ebenerdig. Sie sind über Außentreppen mit den Freiflächen der Krippe im ersten Obergeschoss verbunden. Alle Außenspielflächen sind gut einsehbar und den jeweiligen Bereichen Kindergarten bzw. Krippe klar zugeordnet.

Konstruktion

Die Konstruktion der Neubauten wird im Wesentlichen als Holzbau ausgeführt. Nur die erdberührenden Bauteile wie Bodenplatte, Fundamente und Wände gegen Erdreich und das Treppenhaus (als aussteifendes Element) werden aus Stahlbeton hergestellt. Decken und tragende Wände werden als Brettschichtholzscheiben mit einer hohen Vorfertigung und schneller Bauausführung vorgesehen. Durch die Rasterung des Grundrisses lassen sich wirtschaftliche Spannweiten realisieren. Durch die Verwendung von Holzbauteilen wird ein geringer CO2-Abdruck und eine ökologische Bauweise erzielt.

 

Fassaden

Die transparenten Fassaden erhalten Holzfenster mit 3-fach Verglasung und Öffnungsflügeln zur natürlichen Belüftung und Nachtauskühlung. Diese werden als Elementfenster mit einem textilen Sonnenschutz, der in die Fensterelemente integriert ist, ausgebildet. Wo nötig wird ein zusätzlicher innenliegenden Blend- und Sichtschutz ergänzt. Die gestaltprägende exponierte Rahmenstruktur wird mit einer hinterlüfteten Keramikbekleidung versehen. Die geschlossenen Intarsien werden in Holzrahmenbauweise hergestellt und ebenfalls mit Keramikelementen verkleidet. Die Farbigkeit der Fassade ist zurückhaltend und dem Ort angemessen. Dadurch fügt sich das Gebäude gut in die Umgebung ein, bleibt jedoch in der Materialwahl im Umfeld einzigartig.

Dächer

Die oberste Dachfläche wird mit einer extensiven Dachbegrünung zur Regenwasserpufferung ausgestattet. Diese wird kombiniert mit einer großflächige Photovoltaikanlage zur Versorgung des Gebäudes mit Strom. Das Dach über EG wird als Spielbereich für die Krippenkinder ausgebildet, das Dach über dem 1. Obergeschoss kann in Teilen vom Personal als Dachterrasse genutzt werden.

Süd

 

 

1.OG

 

Nord

 

2.OG